Headerbild

Der SBF See

ist der offizielle Führerschein zum Führen von motorisierten Sportbooten mit einer Motorleistung von über 11,03 kW (15 PS) auf Küstengewässern.

Zum Führen von Segelbooten in Küstengewässern wird kein Führerschein verlangt, sofern der Motor weniger als 15 PS (11,03kW) Leistung hat*. Besonderheiten: Bei einer Motorleistung unterhalb von 5PS kann auf Seeschifffahrtsstraßen ohne Altersbegrenzung (auch unterhalb von 16 Jahren), führerscheinfrei gefahren werden. Von 5 bis 15PS Motorleistung ist ein Mindestalter von 16 Jahren vorgeschrieben. Anders als auf Binnengewässern gilt keine Längenbegrenzung für die Boote. Auch der SBF See wird international anerkannt.

*Bei Elektromotoren bitte beachten: Seit Januar 2023 ist das Fahren von Wassersportfahrzeugen mit Elektromotor nur noch bis zu einer Leistung von max. 7,5 kW (ca. 10PS) ohne Führerschein möglich.

Ausbildung

Ein Ausbildungsweg ist, wie auch beim SBF-Binnen, nicht vorgeschrieben. Jeder kann die für die theoretische Prüfung benötigten Kenntnisse beliebig erlernen. Z.B. mit meinen Videos zu diversen prüfungsrelevanten Themen auf meinem Kanal bei Youtube oder hier auf der Website. Für die praktische Prüfung benötigt man dann auf jeden Fall einen erfahrenen Schiffsführer im Freundeskreis, der die Aufgaben der praktischen Prüfung mit einem übt.

Ihr könnt natürlich auch einen Kurs in einer Bootsschule belegen. Überlegungen pro und contra Bootsschule findet Ihr im Bereich Allgemeines.

Lerninhalte

Für die theoretische Prüfung muss man 285 Fragen beantworten können. Davon sind 72 Basisfragen und 213 spezifische Fragen "See". Wer schon einen SBF-Binnen besitzt, für den entfallen die Basisfragen.

Allein rund 50 Fragen betreffen den Themenbereich Lichtersetzung und Sichtzeichen. Hier ist gründliches Lernen angesagt, da man vieles schnell verwechseln kann.

Außerdem ist eine von 15 Navigationsaufgaben zu lösen. Jede Navigationsaufgabe besteht aus insgesamt 9 Einzelfragen. Die Navigationsaufgaben haben sich für viele in der Prüfung als Stolperstein erwiesen. Dagegen hilft nur jede Menge Konzentration und üben, üben, üben.

Sicher durch die Prüfung: Aufgrund der vielen Anfragen, biete ich jetzt auch individuelles Coaching zur SBF-See Navigation als Einzelunterricht an. Weitere Informationen findet Ihr hier.

Zu guter Letzt werden auch noch eine Reihe von Seemannsknoten verlangt. Ihr müsst die Knoten sowohl knoten können, als auch deren Verwendungszweck wissen. Welche Knoten das sind, steht etwas weiter unten. Inhaber des SBF-Binnen sind hiervon befreit.

Lernmaterial

Um gut bis zur Prüfung und dananch noch weiter zu kommen, benötigt Ihr ein paar Lern- und Arbeitsmaterialien. Zuerst einmal ein paar gute Lehrbücher. Hier habe ich gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht: "Sportbootführerschein See: Mit amtlichem Fragenkatalog"* von Heinz Overschmidt und Axel Bark gemacht. Dieses Buch gibt einen kompakten und gut verständlichen Überblick über die Fragenkomplexe der Theoretischen Prüfung und der Navigation.

Eine hilfreiche Ergänzung hierzu ist das Buch "Übungen und Aufgaben Navigation: Sportbootführerschein See + Sportküstenschifferschein"* von Rolf Dreyer. Hier findet Ihr alle Navigationsaufgaben zum SBF-See und deren Lösungen. Und für alle, die danach noch den nächsten Schein machen wollen, sind die Navi-Aufgaben zum SKS auch schon dabei.

Übungskarten mit den Kartenausschnitten, die auch in der Prüfung verwendet werden, sind im Buch "Sportbootführerschein See: Mit amtlichem Fragenkatalog" schon enthalten. Doch auch die besten Karten sind nach einigen Übungen nicht mehr zu gebrauchen. Einen Satz Übungskarten kann man hier nachkaufen*.

Für die Navigation benötigt Ihr selbstverständlich noch ein wenig Handwerkszeug. Das sind zuerst eine Kombination aus einem Kursdreieck und einem Anlagedreieck* oder ein Kurslineal. Hier scheiden sich ein wenig die Geister, aber ich halte das Kurslineal* für die eindeutig bessere Alternative. Es ist in der Benutzung logischer und in der Handhabung schneller. Selbstverständlich ist das Kurslineal auch in der SBF Prüfung erlaubt.

Die Grundlagen der Benutzung eines Kurslineals könnt Ihr hier in meinem Video sehen.

Bei Kurslinealen achte ich auf drei wichtige Merkmale:

  1. Das Lineal soll stabil und nicht zu leicht sein. Das verringert die Gefahr des Verrutschens.
  2. Das Lineal soll, insbesondere im Mittelkreis, über ausreichend vertikale und horizontale Hilfslinien verfügen
  3. Die Scheibe mit dem Gradkreis sollte weder zu schwergängig noch zur leichgängig sein, um eine zuverlässige Einstellung zu ermöglichen.

Eine stabile und ausreichend lange Anlagekante ersetzt dann auch noch das Lineal. Dieses bietet z.B. der Portland Kursplotter*.

Bei der Auswahl des Kursdreiecks solltet Ihr darauf achten, dass dieses nicht zu klein ausfällt. Seekarten sind oft recht groß und wenn Ihr das Dreieck nach der Prüfung noch nutzen wollt, solltet Ihr das berücksichtigen. Ebenfalls sollten die Gradzahlen gut ablesbar sein. Wie z.B. bei dem Ecobra Kursdreieck*.

Auf keinen Fall dürft Ihr einen guten Zirkel vergessen. Den Zirkel aus dem Zirkelkasten aus der Schule könnt Ihr nicht gebrauchen. Ein für die Navigation brauchbarer Zirkel, sollte folgende Eigenschaften haben:

  1. Der Zirkel muss an beiden Enden spitz sein. Wenn Ihr damit nicht einstechen könnt, verrutscht er auf der Karte.
  2. Das Gelenk sollte kaum, am Besten kein, Spiel haben und den eingestellten Abstand halten. Ihr müsst Entfernungen präzise einstellen können.
  3. Für die spätere Nutzung in feuchter Umgebung sollte er rostfrei sein.

Man kann die Navigationszirkel in zwei Gruppen teilen. Das eine sind Einhand-Zirkel, die man (mit ein wenig Übung) mit einer Hand spreizen und schließen kann wie den Ecobra Marinezirkel*. Die andern Zirkel muss ich mit zwei Händen bedienen. Wie z.B. den Linex Marinezirkel* oder den Ecobra, Marine Ausbildungszirkel*.

Die Prüfung

Vor der Abnahme der Prüfung muss sich jeder Teilnehmer ausweisen. Also den Personalausweis nicht vergessen! Die Prüfung besteht aus einem theoretischen Teil mit dem Fragebogen, den Navigationsaufgaben und einem praktischen Teil.

Den allgemeinen Prüfungsablauf habe ich hier schon beschrieben.

Theoretische Prüfung

Die theoretische Prüfung besteht aus einem Fragebogen mit 30 Fragen (7 Basisfragen und 23 See Fragen) sowie einer Navigationsaufgabe mit 9 Einzelfragen. Hierfür stehen insgesamt 60 Minuten Zeit zur Verfügung.

Bestanden ist die Prüfung mit mindestens 24 richtigen Antworten im Fragebogen und mindestens 7 der 9 Navigationsfragen.

Für Inhaber des SBF Binnen entfallen die 7 Basisfragen. Von den verbleibenden 23 Fragen See müssen mindestens 18 richtig beantwortet werden und ebenfalls 7 der 9 Navigationsfragen. Es stehen 50 Minuten Zeit zur Verfügung.

Praktische Prüfung

Die praktische SBF-See Prüfung muss keinesfalls auf See stattfinden. Ihr könnt sie auch auf einem Binnengewässer ablegen.

Folgende Manöver sind Pflichtmanöver, sie werden auf jeden Fall geprüft und müssen alle bestanden werden:

Pflichtmanöver

  • Mensch (Boje) über Bord
  • Anlegen
  • Ablegen
  • Fahren nach Kompass
  • Peilen (einfache Peilung oder Kreuzpeilung)

Pro Manöver hat man zwei Versuche.

Von den folgenden Manövern werden drei geprüft, von denen zwei bestanden werden müssen. Man hat wieder zwei Versuche pro Manöver.

Sonstige Manöver

  • Kursgerechtes Aufstoppen
  • Wenden auf engem Raum
  • Fahren nach Schifffahrtszeichen / Landmarken
  • Anlegen einer Rettungsweste / Sicherheitsgurtes
  • Manöver Schallsignal (eins aus: Maschine läuft rückwärts, Kursänderung nach Backbord / Steuerbord)

Knoten

Ohne Knoten* geht gar nichts. Wer die Knotenprüfung nicht besteht, ist leider durchgefallen. In der Prüfung werden maximal 7 Knoten abgefragt von denen 6 sowohl richtig geknotet als auch deren Verwendung richtig erklärt worden sein muss. Für jeden Knoten gibt es zwei Versuche. Wenn mehr als ein Knoten beim zweiten Versuch nicht stimmt, ist die ganze Prüfung nicht bestanden. (Es soll aber gnädige und geduldige Prüfer geben.) Inhaber des SBF Binnen sind von der Knotenprüfung befreit. Folgende Knoten müssen beherrscht werden:

  • Palstek - Herstellen eines Auges, das sich nicht zuzieht
  • Webeleinstek - zum Befestigen von Fenderleinen an der Reling
  • Webeleinstek auf Slip - zum Befestigen von Fenderleinen an der Reling (auf Slip: zum schnellen Lösen)
  • Stopperstek - zum Befestigen einer Vorleine an einer Schlepptrosse
  • Schotstek (einfach)- zum Verbinden zweier unterschiedlich starker Leinen
  • Doppelter Schotstek - zum Verbinden zweier unterschiedlich starker Leinen (doppelt, wenn die Leinen zum Verrutschen neigen)
  • Kreuzknoten - zum Verbinden zweier gleichstarker Leinen
  • Achtknoten - verhindert das Ausrauschen (Durchrutschen) einer Leine durch eine Öse oder einen Block
  • Anderthalb Rundtörns mit zwei halben Schlägen - zum Festmachen an einem Ring
  • Klampe belegen (mit Kopfschlag) - befestigen einer Leine an einer Klampe, z.B. zum Festmachen

Prüfung wiederholen

Wer einen Teil der Prüfung nicht besteht, kann diesen innerhalb von 12 Monaten wiederholen. Wer diese Frist versäumt, der muss noch einmal die ganze Prüfung ablegen.

Tipps für die Prüfung

Tipps für die Theoretische

In der theoretischen Prüfung sind absolut keine Hilfsmittel zugelassen. Auch keine Taschenrechner. Handys etc.dürfen nicht auf dem Tisch liegen. Erlaubt sind nur der Prüfungsbogen und Kugelschreiber (weil dokumentenecht) sowie Navigationsbesteck und Bleistift für die Navigationsfragen.

Der Zeitrahmen ist mehr als ausreichend. Also Ruhe bewahren und erst einmal die Fragen beantworten, bei denen man sich absolut sicher ist. Damit kommt Ruhe rein und wenn die Anspannung verflogen ist, kann man sich die Fragen, die man übersprungen hatte, noch einmal vornehmen. Da fallen einem dann auch wieder die Lösungen ein.

Wenn Ihr alles beantwortet habt, geht noch ein einziges Mal den Fragebogen durch um Flüchtigkeitsfehler aufzuspüren. Nicht öfter!

Korrigiert Euch keine Fehler rein. In den allermeisten Fällen ist die Antwort, die einem zuerst einfällt, die Richtige. Je öfter man sich den fertig ausgefüllten Fragebogen durchsieht, desto größer wird die Chance, richtig gegebene Antworten zu verschlimmbessern.

Navigation / Kartenaufgaben

Als Navigationsbesteck sind neben dem Zirkel sowohl Kurs- und Anlegedreieck als auch ein Kurslineal* zugelassen. Wichtig ist noch, dass alle Berechnungen (Entfernungen, Fahrzeiten etc.) mit auf dem Antwortbogen abgegeben werden müssen

Noch einmal der Hinweis: Taschenrechner sind nicht erlaubt! Übt also frühzeitig alle Berechnungen schriftlich zu machen.
Hlfreiche Tipps zur den Berechnungen findet Ihr auch unter Tipps & Tricks.

Bei den Navigationsaufgaben kommen leider immer wieder einige ins Schleudern. Neben Flüchtigkeitsfehlern bei den Berechnungen, kommt es immer wieder vor, dass Kurse in der Aufregung falsch abgelesen werden. Da werden aus 30° versehentlich 210° weil man auf dem Dreieck die falsche Skala abgelesen hat. Vergewissert Euch immer wieder, in welche Himmelsrichtung Ihr navigiert. Ein Kurs, wie z.B. 30° kann nur nach nach NO weisen, jede andere Richtung muss falsch sein. Entsprechendes gilt selbstverständlich auch für die anderen Himmelsrichtungen. (Siehe auch die Zeichnung unten)

Tipp: Mit einem Kurslineal kann einem das nicht passieren, außerdem spart man sich hiermit etliche Parallellverschiebungen. Ich kann jedem nur empfehlen sich eins zuzulegen und fleißig damit zu üben. Hier gibt's eine "Bedienungsanleitung" als Video von mir.

Ein weiterer beliebter Fehler passiert beim Eintragen von Peilungen. Der gepeilte Kurs ist immer von Eurem Standort hin zum angepeilten Objekt und nicht anders herum. Beispiel: Wenn Ihr einen Leuchtturm auf 90° anpeilt, dann befindet der sich auf jeden Fall östlich von Euch. Auf keinen Fall westlich, denn dann hätte der Leuchtturm Euch angepeilt. Merkt Euch einfach das folgende Bild und erinnert Euch daran, wenn Ihr nicht sicher seid, in welche Richtung der Kurs / die Peilung geht.

Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Folgefehler werden nicht als Fehler gewertet. Wenn die Navigation von einem falsch berechneten Ausgangspunkt stimmt, dann ist nur die erste falsche Berechnung oder Zeichnung ein Fehler. Da Ihr in den Navigationsaufgaben nur 2 Fehler machen dürft, kann diese Regelung die ganze Prüfung retten.

Toleranzen

Für die Lösungen der Navigationsaufgaben gibt es einen Toleranzbereich, innerhalb dessen das Ergebnis als richtig gewertet wird, auch wenn es nicht zu 100% der vorgegebenen Lösung entspricht.

  • Allgemein: Bis zu 0,1' bzw. 0,1sm
  • Kartenkurs: Abweichung bis +/- 1°
  • Besteckversetzung: +/- 5° bis zu 10° bei sehr kurzen Strecken(Ok bis Ob kleiner 1 sm)

Tipps für die Praktische

Für die praktischen Prüfung ist der wichtigste Hinweis: Fahrt langsam! Ein langsames Boot verzeiht kleine Fehler viel besser als ein schnelles. Außerdem habt Ihr viel mehr Zeit zum Nachdenken und Reagieren. Gerade einmal genügend Schub um die Steuerungsfähigkeit sicher zu stellen reicht aus. Und falls das dem Prüfer dann doch zu langsam sein sollte: Nur einen Tick mehr Gas geben. Das sollte reichen.

Beim Aufstoppen immer erst den Leerlauf rein. Durch die Verdrängung des Bootes verliert Ihr schon unglaublich an Schub. Dann erst nach einmal tief durchatmen und danach ein wenig rückwärts geben. Damit ist es viel leichter das Boot auf Kurs zu halten und es klingt auch besser als volle Kraft zurück ;-)